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**Angst ist kein Gefühl!**

Sie entsteht im vegetativen Nervensystem durch bereitgestellte und festgehaltene Energie, wenn bei einer realen Bedrohung ein adäquates Handeln nicht möglich ist.

 

Wenn du dich in unmittelbarer Gefahr befindest und weder Angriff noch Flucht möglich ist, entsteht enormer Stress in deinem Körper. Dieser Stress bewirkt jene Körperreaktionen, die wir als Angst bezeichnen.  

Schneller Puls, beschleunigte Atmung und erhöhte Muskelspannung sind typische Zeichen dafür, dass du bereit bist – zum Kampf (Verteidigung) oder zur Flucht.

Doch meistens sind wir in unserem Leben keiner realen Gefahr ausgesetzt. Aus diesem Grund müssten wir die meiste Zeit eigentlich entspannt sein.  

Aber es gibt einen unterschwelligen Dauerstress, der uns schon seit unserer frühesten Kindheit begleitet.  

Dieser stammt aus frühen Erfahrungen von Lebensgefahr. Unsere Eltern waren unser sicherster Hafen, doch sie konnten – aufgrund ihrer eigenen Bindungsstörungen – nicht vollständig für unsere Sicherheit sorgen.

**Sicherheit bedeutet für einen Säugling unter anderem**, in ständigem Kontakt mit der Mutter zu sein. Genau das war für fast alle von uns – seit Generationen – nicht möglich.  

Durch diese über Generationen weitergegebene, gestörte Bindung wurde der Stress dauerhafter Lebensgefahr in unserem Nervensystem gespeichert.  

In diesem Zustand konnten wir als Kleinkinder unseren Eltern unsere Bedürfnisse und Grenzen nicht mitteilen. Wir erfuhren immer wieder Ablehnung, Zurückweisung, Liebesentzug sowie physische und psychische Gewalt.

Als Erwachsene erleben wir diesen unbewussten Dauerstress, den wir oft als „normal“ empfinden.  

Er ist mit frühkindlichen Vorstellungen von erlebter Gefahr verknüpft – Vorstellungen, die im Erwachsenenleben nach Projektionsflächen suchen: Menschen, Situationen oder das Leben selbst erscheinen uns unbewusst gefährlich.  

Diese Fantasien von Gefahr sind im Hintergrund ständig aktiv. Sie sorgen für Missverständnisse, Probleme aller Art und Vorstellungen von Bedrohung, die sich – wie immer – auf die Zukunft richten.  

In dieser Zukunft befindest du dich dann wieder in einer vermeintlich unausweichlichen Gefahrensituation, in der du nicht handeln kannst.

**Doch es gibt einen Weg heraus.**  

Wenn du einer vertrauten Person – wie zum Beispiel deiner Partner*in – deine inneren Zustände wie Gefühle, Gedanken und Körperempfindungen mitteilen kannst, löst sich der Stress nach und nach auf.  

Vielleicht kommst du so zum ersten Mal in einen echten Kontakt mit deiner Partner*in.  

Hier beginnt authentische Kommunikation.

Außerdem besteht die Möglichkeit, den Stress aus dem Nervensystem „herauszuzittern“.  

Dafür eignen sich einfache Methoden, um den Körper wieder in den Zustand des **neurogenen Zitterns** zu versetzen.  

Dies funktioniert ausschließlich in einer Umgebung, die dein autonomes Nervensystem als sicher einstuft.

 

Das neurogene Zittern ist ein natürlicher Selbstheilungsreflex.  

Er wird vom Körper nach einer überstandenen Gefahr ausgelöst, um überschüssige Energie – die zuvor für Kampf oder Flucht bereitgestellt wurde – wieder für andere, lebensfördernde Aktivitäten verfügbar zu machen.

 

Dabei soll nach und nach der gesamte Stress aus deinem Nervensystem entlassen werden.  

Das führt dazu, dass du immer mehr entspannst und dein Kopf zunehmend weniger stressige Gedanken produziert.  

Jetzt hast du die Möglichkeit, dein Leben aus der Perspektive eines ausgeglichenen Nervensystems wahrzunehmen.  

Dadurch eröffnen sich neue Möglichkeiten des Denkens, Fühlens und Handelns.

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